„Die drei großen Säulen der Rhetorik sind Überzeugen – Unterhalten – Anrühren!”
Walter Jens

„Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann!”
Jean Cocteau

„Wir haben das ganze Leben um Spaß zu haben und den Tod, um uns zu erholen.”
Georg Mustaki

WEBIKETTE

Professionelle Souveränität in der Online-Präsenz

Bevor Sie als Host zum Online-Meeting einladen, bzw. sich als Beteiligte/r einklinken, beachten Sie bitte folgende Punkte, damit der professionelle Inhalt durch semiprofessionelles Verhalten nicht oder nur halb wahrgenommen wird.

Äußerlichkeiten:

Jede Inszenierung ist nur so authentisch, wie auch das Bühnenbild dazu passt.

  1. Stellen Sie den PC, Laptop, das Handy auf der Höhe ein, dass Sie der Kamera auf Augenhöhe begegnen: Schreibtischaufsatz, Bücherturm, Stativ ...
  2. Wenn Sie die Möglichkeit haben Kopfhörer zu benutzen (es reichen sogar die kleinen für das Handy), tun Sie das, es erhöht die Tonqualität.
  3. Was ist ihr Hintergrund, was fängt die Kamera außer Ihrem Gesicht noch ein? Bilderwände, offene (Kleider-)schränke, Türen (die aufgehen können), Bücher- regale, die auf Grund der meist schrägen Perspektive zu Schwindel für die Zuschauer führen können, Dachschrägen u.v.a.

    Es gibt bei den Anbietern künstliche Hintergründe, die man einbauen kann, die diese Überlegungen hinfällig machen.
    Aber auch da sollte man genau abwägen: Passt der Strand mit Palmen zur Ernsthaftigkeit meines Vortrages und vor allem: zur Situation?
    Mit einem schlichten Theatertrick kann man das sehr einfach lösen:
    Hängen Sie ein einfarbiges Stück Stoff (nicht weiß, aber auch nicht zu dunkel, hinter sich an die Wand. Wenn da keine Wand ist, stellen Sie einen kleinen Garderobenständer hinter sich auf: Aufwand klein, Wirkung groß.
  4. Licht: Fenster!
    Jede Lichtquelle hinter Ihnen macht Ihr Gesicht dunkel und blendet außerdem die Zuschauer*innen.
    Wenn Sie vor einem Fenster sitzen, beachten Sie, dass es zum Abend hin dunkler wird. Platzieren Sie in einigem Abstand Lampe(n), die Sie aber nicht blenden dürfen (es sei denn, Sie arbeiten auch auf Bühnen, dann sind Sie das gewöhnt). Probieren Sie es aus, denn der Bildschirm beleuchtet Sie auch noch, damit Sie nicht zu käsig wirken.

Die persönliche Wirkung

Bereiten Sie sich auf ein Meeting vor, als wenn es in der Firma unter Kolleg*innen oder sogar in der Chefetage stattfindet.

Aussehen

  1. Was habe ich an? Schlafanzug, Wollpullover mit großem Muster, offenes Hemd ...
  2. Bin ich frisiert, bei den Damen evtl. dezent geschminkt (das noch nicht einmal für die Anderen, sondern für Sie selbst: Die Kamera „nimmt” viel Farbe weg, die Haut wirkt meist ungeschminkt käsig und kränklich.)
    Die Frage ist: Wie will man ankommen?
    Das gilt auch für die Männer.
    Was man wissen sollte: Alle Menschen, die vor der Kamera arbeiten, sind – auch wenn sie ungeschminkt aussehen – vor dem Dreh in der „Maske” und werden geschminkt (ja, auch die Nachrichtensprecher!).

Handlungen

Wenn man konzentriert arbeitet und dabei noch denken muss, passieren einem unbewusst die unfassbarsten Dinge, die „live” nicht so sehr ins Gewicht fallen (obwohl sie da auch nicht professionell wirken), durch den Bildschirm aber schon. Alle diese Handlungen habe ich im Coronajahr in Online-Sitzungen sehen müssen:

  1. Popeln
  2. Gähnen
  3. Räkeln
  4. Pickel ausquetschen
  5. Kaugummi kauen
  6. Haare kämmen, Zöpfe flechten, Pferdeschwänze drehen
  7. Frühstück, Mittag, Abendbrot essen und dann mit vollem Mund kauen
  8. Auch das Trinken vor dem Bildschirm will gelernt sein: Glas Wasser ist optimal!
    • bitte nicht schlürfen
    • nicht glucksen (kleine Schlucke verhindern das)
    • nicht aus der Flasche trinken (auch kein Bier!)
    • nicht zu große Tassen benutzen (Erklärung kommt gleich)
  9. Stellen Sie sicher, das in Sie der Zeit der Online-Sitzung weder von Lebenspartner*innen, Kindern, Hunden, Katzen, Wellensittichen o.a. Wesen gestört werden.

Warum sollte man nicht vor dem Bildschirm aus großen/langen Gefäßen/Flaschen trinken?
Die Kamera im oder auf dem PC ist statisch und geht nicht zurück, wenn ihr etwas zu nahekommt, um die gleiche Perspektive zu wahren. Daraus folgt, dass die Zuschauer*innen plötzlich z.B. den Flaschenboden groß in der Kamera haben, obwohl Sie als Trinkende/r selber noch auf dem gleichen Platz sitzen. Das ist ein verstörendes Bild, Gleiches gilt für eine große Jumbotasse mit Schlümpfen drauf.

Mimik

In der Konfrontation mit dem Bildschirm (Technik) und allein im Kämmerlein, vergessen wir oft, dass uns ja die Menschen, die da auf dem Bild erscheinen auch wirklich in dem Moment sehen. Die Anstrengung, die uns Online-Präsenz abverlangt, lässt oft unsere Mimik versteinern. In der Bildzeile kann man sich selber sehen und korrigieren (oder auch mal ausschalten, und nur hören: „Gesichtspause”).

  1. Schauen Sie interessiert, nicken Sie, schreiben Sie Kommentare im Chat oder per Papier nebenher Stichworte mit, auch, wenn Sie später das gesamte Paper zugeschickt bekommen, das hält Sie wach.
  2. Lächeln – so es das Thema erlaubt – ist willkommen (Mundwinkel hoch!)
  3. Weitere nonverbale Signale signalisieren auch Interesse:
    • Hochgezogene Augenbrauen, wenn Sie was erstaunlich finden
    • Gekrauste Stirn, wenn Sie etwas anzweifeln oder, verbunden mit
    • Kopfschütteln, wenn Sie etwas ablehnen
    • Kopfnicken und Lächeln, wenn Sie gleicher Meinung sind oder etwas toll finden
    • Bleiben sie in einer gespannten, geraden Haltung vor dem Bildschirm sitzen

Anstrengend? Klar doch, das ist Schwerstarbeit, die Schauspieler*innen jahrelang lernen, üben, trainieren, um vor der Kamera (und auf der Bühne) zu bestehen! Aber man kann sich ja mal damit auseinandersetzen, um Selbstoptimierung zu betreiben.

Verlautbartes

Meist sind die Mikrofone schlecht und verfremden die eigene Stimme: Sie wirkt dünner, pieksiger, höher, eintöniger, schärfer oder grummliger als sie meist ist.

Was tun?
Dazu müssen Sie ins Seminar kommen, denn das bedarf fachgerechter Anleitung, sonst kann man auch der Stimme etwas „antun”.
Nur soviel: Auch über schlechte Mikrofone kann man sich resonanzreich und angenehm für andere anhören.

Man sollte:

  • die eigene Wohlfühllage (Indifferenzlage) der Stimme kennen
  • Atemübungen machen
  • Satzzeichen mit den richtigen Melodien bedienen
  • den passenden Rhythmus finden (die meisten Menschen reden sowieso zu schnell und am Bildschirm muss man noch einmal langsamer und deutlicher sprechen)
  • Pausen setzen!

Es ist wichtig, sich auf die Schliche zu kommen: Die meisten Menschen hören nicht mehr, dass sie permanent Worthülsen am Satzanfang wie auch im Satz verwenden (ja, leider auch Moderator*innen in Magazinen oder sonstige Profis!!!):

  • ähm ... ääähmmm ...
  • Ja ...
  • Genau ...? ...
  • Ähm, ja, genau ...
  • Sozusagen ...
  • und mein Lieblingsunwort: untä ... der Übergang eines schon abgeschlossenen Satzes in den nächsten, eine Zusammensetzung aus den Füllwörtern „und” + „ähm” = untä ...

Schrecklich, verwirrend, ätzend, langweilig, ablenkend, unkonzentriert ...

Damit sind wir noch lange nicht beim Inhalt Ihrer Ausführungen!

▶ Wie kann man das trainieren?

Natürlich in meinen Seminaren – auch online – besser aber live, z. Zt. auf Abstand, teilweise auch mit Maske, in großen Räumen oder zunehmend draußen mit, je nach Wunsch mit 1–5 Teilnehmer*innen, bzw. online (da ist die Teilnehmer*innen-Zahl egal, der Lerneffekt aber leider nicht so nachhaltig wie im Live-Seminar).

▶ Lust auf Training, persönliche Standortanalyse und mehr?

Schauen Sie unter www.stagement.com oder Seminarthemen nach passenden Seminaren oder kontaktieren Sie mich direkt.

Bleiben Sie heiter,
Ihre Gerlinde Kempendorff-Hoene